Für alle Hobby-Pilzzüchter, die den Aufwand der Herstellung einer sterilen Nährlösung bzw. eines sterilen Nährbodens scheuen, gibt es weitere einfache, schnelle und günstige Möglichkeiten, mit im Haushalt verfügbaren Mitteln ein Pilzstück zur Myzelbildung anzuregen. Auch hier ist grundsätzlich auf möglichst sauberes Arbeiten und ein möglichst keimfreies Umfeld zu achten.
Da die Kontaminationsgefahr bei dieser Vorgehensweise höher ist, als bei anderen, sterilen Methoden, sollten jeweils immer gleich mehrere Gläser bestückt werden, da die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass nicht in allen Behältern das Pilzstück erfolgreich zur Myzelbildung angeregt werden kann oder es zu Schimmelpilzbildung kommt.
Klonen von Pilzen auf Pappe
Pappe ist eine gute Nahrungsquelle für Pilzmyzel und speichert Feuchtigkeit sehr gut. Daher eignet sich Pappe hervorragend, um Pilzmyzel darauf zum Wachsen anzuregen.
Dazu wird einfach ein oder mehrere Stücke Pappe aus einem handelsüblichen braunen Versandkarton ausgeschnitten. Dann übergießt man diese Pappstücke mit kochendem Wasser (zum Beispiel in einem Sieb). Dies tötet in der Pappe vorhandene Keime ab und gibt der Pappe gleichzeitig die benötigte Feuchtigkeit.
Die Pappe gut abtropfen lassen und dann das obere Stück abziehen. Das untere Stück in einen vorher im Schnellkochtopf sterilisierten Glasbehälter mit Schraubmetallverschluss legen (zum Beispiel ein Einweck- oder Marmeladenglas). Darauf kommen dann ein oder zwei Innenstücke des zu klonenden Pilzes, die dem Inneren des Fruchtkörpers mit einem möglichst sterilen Messer oder Skalpell entnommen werden. Obenauf dann das vorher entfernte Oberteil der Pappe legen und das Glas mit dem Deckel verschließen.
Idealerweise sollte in den Deckel vorher ein kleines Loch geschnitten oder gestochen werden, zum Beispiel mit einem starken Messer, Schraubenzieher oder mit einem anderen spitzen Gegenstand. Dieses Loch ermöglicht einen gewissen notwendigen minimalen Luftaustausch, den das Pilzmyzel zum Wachstum benötigt. Falls eine Filterwatte, Aquariumswatte oder ähnliches zur Verfügung steht, das Loch damit verschließen, um Keime vom Eindringen abzuhalten. Zum verschließen des Loches funktionieren aber auch atmungsaktive Klebebänder oder Pflaster. Notfalls hilft es auch, das Glas mit Alufolie als Minimal-Schutz gegen Kontamination über die Luft abzudecken.
Das Glas dann in einer möglichst keimfreien, warmen (20-24 Grad) Umgebung lagern. Nach ein paar Tagen fängt das Myzel an, sich auf der Pappe auszubreiten. Wenn die Pappe vollständig von dem weißen Myzelflaum bedeckt ist, wird es Zeit, das Geflecht weiter zu „füttern“.
Man kann hier wiederum mit kochendem Wasser behandelte Pappe hinzugeben, es kann jedoch auch andere Nahrung für das Myzel wie zum Beispiel über Nacht eingeweichte und danach abgekochte und wieder abgekühlten Weizen- oder Roggenkörner hinzugegeben werden – im Prinzip geht alles, was der jeweilige Pilz „mag“ und was vorher sterilisiert oder pasteurisiert wurde.
Es sollte jeweils nur ein wenig Nahrung hinzugegeben werden (max. 1cm Höhe), damit das Myzel das hinzugegeben Material schnellstmöglich besiedelt kann, bevor es z.B. Schimmelpilze tun. Dieser Vorgang wird so oft wiederholt bis das gesamte Glas von Pilzmyzel ausgefüllt ist oder die Menge an gewachsenen Myzel ausreichend zum Einbringen in die geplante Substratmenge ist.
Klonen von Pilzen direkt auf Getreidekörnern, Stroh und Substraten
Ähnlich dem Klonen von Pilzen auf Basis von Pappe als Grundmedium können Pilzstücke prinzipiell auch direkt auf anderen Nahrungsquellen geklont werden. Hierzu zählen vor allem eingeweichte und abgekochte bzw. anderweitig sterilisierte Weizen- und Roggenkörner, aber auch Materialien wie über Nacht eingeweichtes Stroh, aufgequollene Strohpellets und angefeuchtete, sterilisierte Substratmischungen in entsprechenden kleineren Mengen.
Tipp zum Sterilisieren von Strohmischungen: Stroh ca. 12 Stunden einweichen, gut abtropfen lassen und dann einfach locker zugedeckt (Achtung: kein Metall zum zudecken verwenden!) in der Mikrowelle 5 Minuten auf höchster Stufe erhitzen. Die entstehende Hitze und der heiße Wasserdampf töten den Großteil der eventuell vorhandenen Keime. Das erhitzte Material vor Verwendung aber immer abkühlen lassen, da Hitze ansonsten das Pilzmyzel absterben lassen würde.
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